Lake Nkuruba Nature Reserve
Meine neuen Freunde in Fort Portal muss ich nun leider verlassen, um mich zu dem wunderschönen Kratersee Lake Nkuruba zu begeben. Die erste Wanderung kann nun beginnen…
Lake Nkuruba
Tag 5 – 20.11.14
Morgens um 8 Uhr packte ich meine Sachen, holte mir noch genug Wasser und Snacks und machte mich anschließend auf den Weg. Am Palast des Königs vorbei ging es eine Weile auf asphaltierter Straße.
Das war der einfachste Teil der Strecke. Der größte Teil der Strecke bestand aus einem Matschweg. Der Matsch machte die Wanderung superanstrengend. Zwei Schritte vorwärts und ein Schritt zurück. So ging es fast die ganze Zeit. Hinzu kam die Sonne, die mir das Leben von oben nicht gerade einfach machte.
An vielen Dörfern und den vielen staunenden Menschen vorbei machte ich meine erste Pause an einem Kindergarten. Ich nahm mir etwas Zeit und schaute mir den Kindergarten aus der Nähe an. Die Kinder waren richtig süß! Sie empfingen mich mit einem Lied, das sie vor Kurzem gelernt hatten.
An jeder Menschenmenge vorbeigehend wurde ich immer mit Mzungu-Rufen begrüßt. Die letzte Pause machte ich noch vor der letzten Abzweigung zum Nkuruba, in einem kleinen Dorf. Die Menschen riefen mich zu sich, um sich mit mir zu unterhalten. Sie waren so nett, dass sie mir sogar eine Abkürzung zeigten und mir als kleine Stärkung einige Bananen in die Hand drückten.
Die Menschen in Uganda sind sehr gastfreundlich und haben immer ein Lächeln im Gesicht. Etwas lustiges, was mir bei meinen bisherigen Unterhaltungen immer aufgefallen ist, dass alle Ugander einen bestimmten Laut von sich geben, wenn sie etwas nicht glauben oder etwas erstaunlich finden. Das, was bei uns mit “Echt?” oder “Wirklich?” ausgedrückt wird, wird hier mit dem Laut “Ähh” ausgedrückt. Die Tonlage ist dabei sehr hoch und klingt bei fast allen Ugandern erstaunlicherweise immer gleich.
Eine andere Sache, die mich immer wieder zum staunen gebracht hat war, dass hier Christen und Muslims friedlich unter einem Dach leben können. Egal ob im Dorf oder in der Stadt. Die einzigen, die dieses gut funktionierende Miteinander etwas stören sind die Aga-Khans. So wurde es mir jedenfalls berichtet. Die restliche Welt sollte sich vielleicht mal eine Scheibe davon abschneiden.
An den schönen Tälern, Flüssen und den vielen Tieren vorbei erreichte ich die letzte Verzweigung. Von hier waren es nur noch 5 km bis Nkuruba.
Ich hatte mittlerweile sehr viel Zeit verloren und meine Füße wollten auch nicht mehr. Um die Check-in Zeit nicht zu verpassen nahm ich für den letzten Abschnitt einen Bodaboda und erreichte schließlich kurz nach Mittag Lake Nkuruba.
Total erschöpft warf ich mich auf den Boden, um zu verschnaufen. Der Nieselregen, der im richtigen Augenblick über mich fiel, sorgte für ein angenehmes Wohlbefinden. Die Augen geschlossen, jeden einzelnen Regentropfen auf der Haut spürend wartete ich auf das ok, damit ich meine Hütte beziehen konnte.
Einige Zeit später lag ich auf meinem Bett, streckte die Beine aus und begann die entspannte Lage zu genießen. Ich genoss es so sehr, dass mir die Augen vor Erschöpfung zufielen. Knapp eine Stunde später wachte ich vom Lärm der Affen auf, die auf dem Baum neben meiner Hütte rumtobten. Völlig entkräftet aß ich etwas Gebäck und einige Passionsfrüchte. Gestärkt machte ich mich auf den Weg in den Wald Richtung Top of the World. Entlang an den vielen Bananenstauden vorbei, erreichte ich TOTW, was auf einem Hügel gebautes Häuschen ist. Die Aussicht von diesem Hügel aus ist sehenswert.
Als Nächstes wollte ich zum Rwaihamba Markt, um mich für die nächsten Tage mit Lebensmitteln zu versorgen. Unterwegs traf ich Robert Mugabe, der mich bis zum Markt mitnahm. Er ist Mathelehrer an einer Grundschule im Nachbardorf. Gemeinsam schauten wir uns um und tätigten unsere Einkäufe. Im Vergleich zum Nakasero Markt ist der hier ziemlich klein, bietet aber die notwendigsten Sachen an. Während wir einkauften, schüttete es aus Kübeln. Der warme Sommerregen hat schon was besonderes!
Am Abend traf ich im Camp Hugo aus England und Gasper aus Slowenien. Sehr nette und unterhaltsame Jungs…
Tag 6 – 21.11.14
Das erste Mal in meinem Leben wurde ich durch Affengeschrei aufgeweckt. Hier im Camp gibt es etwa drei Gruppen von Colobus – Affen. Jede Gruppe besteht aus ca 3-4 Weibchen und einem Männchen. Wenn sich diese Gruppen irgendwie zu nahe kommen, geben die männlichen Affen sehr laut und tief klingende Schreie von sich.
Nach dem Frühstück mit Hugo und Gasper beobachtete und fütterte ich Äffchen. Neben den Colobus – Affen gibt es hier noch die Vervet und Rotschwanz – Affen. Der Versuch, die Colobus – Affen mit Bananen zu füttern, scheiterte vergeblich. Später erfuhren wir, dass diese Affen sich fast nur von Blättern ernähren.
Gasper entschied sich noch für seine heutige Abreise auf dem Rwaihamba Markt einzukaufen. Hugo und ich machten uns währenddessen auf den Weg in den nahegelegenen Urwald. Wir erhofften uns, dass wir im Wald eine größere Menge an Äffchen treffen werden. Auf unserm Weg wurden wir von aggressiven und unheimlich großen Waldameisen begrüßt. Bevor wir überhaupt reagieren konnten, krabbelten diese schon unsere Beine hoch und bissen sich fest. Hugo und ich fingen an Luftsprünge zu machen, in der Hoffnung, dass die mir dem Beißen aufhören würden. Hätte man uns in dem Moment beobachtet, hätte man denken können, dass wir im Wald einen afrikanischen Regentanz vorführen. Vom Schmerz der vielen Bisse überwältigt liefen wir zur nächsten Erhöhung, wo es keine Ameisen gab. Die Hosenbeine hochgekrempelt durchsuchten wir unsere Beine und entfernten diese einzeln durch kräftiges Ziehen. Ein Abschütteln bringt bei diesen Ameisen überhaupt nichts. Die Socken über die Hosen gezogen setzen wir unsere Suche fort. Unterwegs begegneten wir vielen verschiedenen Insekten. Nicht nur die Anzahl, sondern auch die enorme Größe beeindruckte uns sehr. Unsere Blicke abwechselnd in die Ferne und in den Himmel gerichtet durchsuchten wir die Baumkronen. Schnell bemerkten wir einige auffällige Bewegungen in der Ferne. Der Weg dorthin war nicht gerade einfach, denn der Boden auf dieser Strecke war teilweise voller Vertiefungen, die durch Sträucher überdeckt wurden. Ein falscher Schritt und man sank bis zu den Knien in den Waldboden. Das Gefühl diese Affen in der Wildnis und nicht hinter einem Gitter eines Zoos beobachten zu dürfen ist einfach wundervoll. Unsere kleine private Safari durch den Wald hat sich für uns beide definitiv gelohnt. Eine Tour mit einem Guide, der uns die Tiere gezielt gezeigt hätte, hätte uns nicht so viel Spaß gemacht, wie unsere eigene kleine Entdeckungsreise.
Im Camp angekommen verabschiedete ich mich von Hugo und ging anschließend zum Lake Nkuruba schwimmen. Obwohl ich von vielen verschiedenen Quellen erfahren habe, dass dieser See definitiv bilharziosefrei ist, wurde mir bei dem Gedanken mulmig. Zögerlich begab ich mich dann schließlich, in der Hoffnung, dass alle meine Quellen die Wahrheit gesagt haben, in den dunklen und angenehm kühlen See. Der Gedanke, dass gerade winzig kleine Lebewesen in meinen Körper eindringen, ließ mich nicht in Ruhe. Nur der Gedanke, dass es dagegen Medikamente gibt, beruhigte mich mit jeder vergehenden Sekunde.
Spät am Abend kam eine “Krischtle” – Gruppe aus Deutschland an, die ich mit den notwendigsten Infos auf den Aufenthalt vorbereitete. Sie schienen mir etwas unsicher und ängstlich zu sein. Lustige Truppe…
Meine Blicke in den abendlichen Himmel und dem Horizont gerichtet, horchte ich den Geräuschen der Natur und dachte schon an meine morgige Weiterreise. Ich wünschte ich hätte für Nkuruba viel mehr Zeit eingeplant. Als es dann richtig dunkel wurde, fragte ich mich, wann ich zuletzt so einen klaren Sternenhimmel gesehen habe. Ohne jegliche Lichtverschmutzung taucht man in die unendlichen Tiefen des Weltalls und vergisst jegliche Sorgen.
Spannender Reiseabschnitt, wir fiebern mit dir mit. Ich hätte jetzt auch sehr viel Lust auf eine Wanderung in der Wildnis und einen Himmel voller Sterne. Liebe Grüße auch von Irina.
Hallo Oxana, danke für deinen Kommentar und danke euch fürs Mitfiebern. 🙂 Viele Grüße zurück an alle aus dem Dörfchen Tambwe / Rusumo
so interesting brother