Die Fahrt mit der MS Songea
Wenn man schon mal am Lake Kinyasa ist, sollte man, wenn möglich auch die Fähre MS Songea nutzen. Neben der Liemba, die gerade außer Betrieb ist, ist die Songea ein Muss für alle Tansania – Besucher.
Matema
Tag 33 – 18.12.14
Am heutigen Vormittag war ich nur mit Einpacken und Einkaufen für die Fahrt mit der Fähre beschäftigt. Kurz nach Mittag begaben wir uns zur Anlegestelle der MS Songea, die sich im Nachbardorf Lyulilo befand. Wie fast alle anderen Verkehrsmittel hatte die Fähre natürlich auch eine Verspätung. Sie traf etwa zwei Stunden später um 16 Uhr ein.
MS Songea
Die Fahrt in der ersten Klasse, was definitiv zu empfehlen ist, kostete pro Person 24000 TZS. Hinzu kam eine Gebühr von 1000 TZS, die man vor dem Einsteigen bezahlen musste. Für was das Geld genau war, ist mir immer noch schleierhaft. Das Geld für die Fahrt wurde an Bord übergeben.
Die MS Songea bewegte sich am Ufer des Lake Kinyasa in Richtung Süden mit dem Ziel Mbamba Bay. Zwischendurch wurde an etwa 14 Ortschaften angehalten. Die gesamte Fahrzeit betrug 24 Stunden. Die Nacht in der Kabine war vergleichbar mit einer Sauna. Eindeutig zu heiß und zu laut. Der Lärm vom Maschinenraum war klar und deutlich in der Kabine zu hören. Zum Glück hatte ich meine Ohrstöpsel dabei. Somit konnte ich wenigstens den Lärm eliminieren.
Mbamba Bay
Tag 34 – 19.12.14
MS Songea
Wie erwartet war die Nacht alles andere als angenehm. Ich habe wegen der Hitze das ganze Bett vollgeschwitzt. Der hohe Wasserverlust musste wieder ausgeglichen werden. Über Nacht habe ich eine ganze 1,5 Liter Flasche ausgetrunken, was in meinem Fall unüblich ist. So durstig wie in dieser Nacht war ich zuvor noch nie.
Mein Schlaf
Um 6 Uhr bin ich bereits wach geworden und fühlte mich erstaunlicherweise ausgeschlafen, obwohl ich die Nacht mit Trinken und Schwitzen verbracht habe. Seitdem ich in Afrika bin, kann ich wieder sehr gut schlafen. Ich weiß nicht, ob es an der traumhaften Wärme liegt oder ob es die stressfreie Zeit ist. Jedenfalls hat sich meine innere Uhr daran gewöhnt, mich nicht jeden Tag um 4 oder 5 Uhr aufzuwecken. Meinem Handywecker gönnte ich eine Pause. Er wurde durch Sonnenlicht und krähende Hähne ersetzt. Eine bessere Art aufzuwachen gibt es wirklich nicht.
Die Natur leidet
Während der Fahrt mit der MS Songea konnte man an fast jedem Hügel Waldbrände beobachten. Waren dies natürliche Brände? Oder eher Brände, die durch Fahrlässigkeit verursacht wurden?
Ich tendierte zur Fahrlässigkeit. Hier wird überwiegend Holzkohle zum Kochen verwendet. Die bisherigen Feuerstellen, die ich gesehen hatte, waren immer ohne jegliche Sicherung. So kann es gut sein, dass heiße Glut diese Brände verursacht haben könnte. Wie lange werden die Wälder das wohl noch mitmachen? Wie lange werden die Seen, die mit Müll jeglicher Art übersät werden noch für Mensch und Tier nutzbar bleiben? Es liegt wohl in der Natur des Menschen sich erst um etwas zu kümmern, wenn es schon zu spät ist.
Die Ankunft
Ich bin richtig froh, dass ich mich für die erste Klasse entschieden habe. Die Fahrt in der Zweiten oder Dritten hätte ich nicht heil überstanden. Dort war es teilweise enger als in einem Viehtransporter. Einige Stunden hätte ich das vielleicht mitmachen können, aber keine 24 Stunden. Am späten Nachmittag so gegen 16 Uhr erreichten wir unser Ziel Mbamba Bay. Die gesamte Fahrt war sehr ruhig und hat sich allein schon wegen der richtig guten Aussicht auf die bergige Landschaft gelohnt.
Über Mbamba Bay kann ich nicht viel sagen, weil ich hier sehr wenig Zeit verbracht habe und nur die notwendigsten Sachen wie den Markt und den Busbahnhof gesehen habe. Sie schien mir eine kleine, nette und verschlafene Ortschaft zu sein mit einem sauberen Strand am Lake Kinyasa.
Songea
Tag 35 – 20.12.14
Um 6 Uhr fuhr der Bus vom Stendi direkt nach Songea. Die Fahrzeit betrug um die 6 Stunden und kostete 9000 TZS. Das war bisher eine der angenehmsten Busfahrten auf meiner gesamten Reise.
Streit am Stendi
Am Stendi in Songea angekommen ging ich sofort zu den Ständen der Busgesellschaften, um mich über meine Weiterfahrt zu informieren. Laut den Schriftzügen auf den Schildern war eine direkte Fahrt bis Mtwara möglich. Das Ticket würde mich 25000 TZS kosten, die ich gerade nicht hatte. Für die morgige Fahrt waren nur noch 2 Tickets übrig. Also sprang ich sofort auf ein Bodaboda, um zur nächsten CRDB Bank und wieder zurück zum Stendi zu fahren. Der Fahrer mit dem Spitznamen Babu sagte nach der Fahrt, dass die Fahrt 3000 TZS kosten würde. Ich hatte das Gefühl, dass Babu mich verarschen würde. Ich fing an zu motzen, weil mir das viel zu viel für so eine kurze Strecke vorkam. Er selbst konnte nichts mehr sagen. Alle anderen Kollegen um ihn herum garantierten mir, dass er die Wahrheit sagen würde. Mir war das egal! Ich drückte ihm nur 2000 TZS in die Hand und ging weiter.
Anschließend ging ich zu Obama Express, um ein Ticket nach Mtwara zu kaufen. Nach dem Kauf stand auf meinem Ticket Masasi und nicht Mtwara! Ich dachte: Was zum Teufel soll das? Erst der Bodaboda Fahrer und dann die hier von Obama. Ich habe für Mtwara bezahlt und habe nur ein Ticket bis Masasi erhalten. Ich platzte vor Wut und schrie den Verkäufer an. Ich glaube es versammelten sich um die 10 bis 15 Leute um uns herum. Sie verstanden teilweise den Grund meiner Aufregung. Auf dem Schild wurde mit Mtwara geworben, obwohl es keinen einzigen Bus dorthin gab. Ich fluchte und beschimpfte die Leute als Lügner und Gauner und verließ anschließend den Stendi.
Die Schuldgefühle
Im Zentrum nahm ich mir ein Zimmer im New Star Guest House für 7000 TZS. Hier lernte ich den Elektriker Tryphone kennen. Ich war neugierig und fragte ihn was denn so eine Fahrt mit dem Bodaboda vom Zentrum zum Stendi kosten würde. Als er 1500 TZS sagte,
wurde es mir mulmig in der Magengegend. Ich hatte Babu zu Unrecht angemotzt und ihm zu wenig Geld gegeben. Was hatte ich da bloß getan? Die Schuldgefühle waren unerträglich. Ich sah vor meinen Augen, wie Babu da stand und sich meine idiotische Motzerei anhören musste.
Ohne lange zu überlegen sprang ich in den nächsten Daladala und fuhr zurück zum Stendi. Ich wollte mich entschuldigen, ihm die fehlenden 1000 TZS geben und zusätzlich noch ein kaltes Soda ausgeben. Als ich ankam, war Babu mit einer Kundschaft unterwegs. Nach etwa 15 Minuten kam er zurück und ich konnte mich bei ihm entschuldigen. Das Problem ist einfach, dass sehr viele einheimische an dein Geld wollen, weil du nach deren Meinung der Big Boss bist und Geld ohne Ende hast. Weil du Weiß bist, werden dir utopische Preise genannt. So denkt man mit der Zeit, dass jeder dich verarschen will.
Die Lektion des Tages: Ich sollte das nächste Mal ruhiger bleiben und nicht sofort vor Wut platzen. Es gibt auch ehrliche Menschen, die nichts Böses wollen.
Ich bin hier: 8 55.627 S 39 30.66 O
Das sieht aber ein wenig gefährlich aus…
Ein wenig Gefahr schadet nicht 😉
Hallo,
ich bin zufällig auf deinen Blog gestoßen als ich nach Infos über die MV Songea gesucht habe.. wir wollen die Fähre von Nkhata Bay nach Mbamba Bay nehmen, weißt du ob die Fähre dort gehalten hat? Finde kaum Informationen bzw. nur widersprüchliche.. Wär toll, wenn du ein paar Tips hättest!
LG, Sophie
Die Fähre, die ich genommen habe ging nur entlang der östlichen Küste bis Mbamba Bay. Es kann aber gut sein, dass es eine weitere Fähre gibt wovon ich nichts weiß. Gruß Ferhat
Hallo Ferhat, bin über deinen blog gestolpert, weil ich auch wieder eine reise in der gegend plane. Finde es cool, dass du zurückgefahren bist und dem babu die restlichen 1000 shillingis gezahlt hast. War oft in einer ähnlichen situation, und habe viel zu selten so gehandelt. respect, und viel spass noch
lg
jakob
Hallo Jakob,
Das war eine Situation, die ich nie vergessen werde. 🙂
Wünsche dir viel Spaß in der Gegend! Ich hoffe, dass meine Artikel hilfreich waren 😉
Gruß,
Ferhat