48 Stunden quer durch Tansania mit dem Zug
Busse, Daladalas, Fähren und Pikipikis. Dies waren die bisherigen typischen Verkehrsmittel. Die längste Strecke am Stück will ich nun mit dem Zug fahren. Es geht ein mal quer durch das ganze Land von Dar bis Mwanza.
Dar Es Salaam
Tag 41 – 26.12.14
Die Polizei, dein Freund?
Mit “Mashallah” ging die Reise weiter nach Dar. Dieser Bus war mit Abstand der gemütlichste, den ich hier in Tansania gesehen habe. Der hatte sogar VIP Sitze! Unterwegs wurden wir von einer Polizeikontrolle angehalten. Der Polizist fand an dem Fahrzeug nichts, was er bemängeln konnte. Das war blöd für ihn, somit hatte er nichts in der Hand, um den Fahrer unter Druck setzen zu können, um “Bakschisch” zu verlangen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als den Fahrer etwas zu ärgern. Der Fahrer hatte nach der letzten Gewichtskontrolle einen falschen Weg benutzt, um zurück auf die Straße zu fahren. So zwang er ihn die Strecke bis zur Kontrolle zurückzufahren, um seinen Fehler zu korrigieren. So ein Idiot!
Die Zugfahrt
Kurz vor Dar wurde ich immer nervöser, weil mein Aufenthalt hier im letzten Jahr alles andere als einfach war. Überraschenderweise passierte aber diesmal nichts. Kein Versuch mein Geld zu klauen und keine aufdringlichen Verkäufer! Mit einem Daladala, fuhr ich für 450 TZS bis zur Post. In der Nähe befanden sich Banken und ich brauchte Geld u.a. für die Zugfahrt.
Ich wollte nämlich in den Westen quer durch das ganze Land und dann in Richtung Norden bis nach Mwanza. Laut meinem Reiseführer gab es keine direkte Zugverbindung nach Mwanza. So wollte ich mit dem Zug bis Tabora und anschließend mit dem Bus nach Mwanza fahren. Die Fahrt in der zweiten Klasse kostete mich 40500 TZS bis Tabora. Während der Fahrt bekam ich mit, dass es doch eine Verbindung bis Mwanza gab. So ein Mist!
Schlaflos in Tansania
Ich hatte letzte Nacht nur eine Stunde geschlafen. Ich brauchte dringend etwas mehr Schlaf! Der Schlaf im Zug war für mich eine große Herausforderung. Während des Bremsvorgangs und während der Beschleunigung wurde ich ständig wach, weil ich ständig im Bett Nr 19 hin und herrollte. Hinzu kamen die sich ständig durchdrehenden Räder, die für eine holprige Fahrt sorgten.
Zum Glück gab es eine Art Auffangnetz, was aber definitiv zu niedrig war.
Tag 42 – 27.12.14
Ich hatte mich während der ganzen Nacht am Auffangnetz festgekrallt. So konnte ich einigermaßen ruhig die Augen schließen. So ein Schlaf in der zweiten Klasse ist wirklich nur für die richtig harten. Ich hatte nach der ersten Nacht Schmerzen am ganzen Körper. Das war womöglich die bisher anstrengendste Nacht. Um 10 Uhr erreichten wir Dodoma, die Hauptstadt von Tansania.
Gegen 14 Uhr kam der Zug plötzlich zum Stehen. Dies war keine übliche Pause, dafür dauerte sie eindeutig zu lange. Der Zug hatte einen Schaden. Na super!
Einer der beiden Motoren war ausgefallen. Wir mussten auf ein weiteres Zugfahrzeug warten, weil ein Teil der Strecke eine starke Steigung enthielt und diese nur mit dem einen Motor nicht befahrbar war. Um 16 Uhr ging es mit dem zweiten Zugfahrzeug weiter, das uns nach der Steigung wieder verließ. Der letzte Kontrolleur, den ich über die Weiterfahrt nach Mwanza befragte, sagte mir, dass ich bei ihm ein Ticket kaufen kann. Die Weiterfahrt würde mich weitere 22700 TZS kosten. In Dar hätte ich nur 12000 TZS zahlen müssen. Die Differenz ist wohl mein Lehrgeld.
Tag 43 – 28.12.14
So langsam konnte ich mich an das Schlafen im Zug gewöhnen. Es war eine Art dauerhafter Halbschlaf. Fremde Leute kamen mitten in der Nacht in die Kabine oder es wurde mitten in der Nacht laut telefoniert. Für mich war das Ganze etwas respektlos. Um etwa 2 Uhr morgens erreichten wir Tabora und setzten die Reise um 5 Uhr nach Mwanza fort. Morgens um 7 Uhr stand ich leider unausgeschlafen auf und bemerkte, dass in der Kabine, die normalerweise Platz für 6 Leute hat, nun 10 Leute standen. Ziemlich eng! Außer mir schien das keinen anderen zu stören.
Die etwa 48 Stunden bis Mwanza waren überhaupt nicht einfach. Für mich war das Ganze eine nette Erfahrung, die ich nicht so schnell wiederholen muss. Das nächste Mal vielleicht in der ersten Klasse. Die Fahrt mit dem Zug lohnt sich schon allein wegen der tollen Aussicht. Leider muss man hierfür ständig im Flur stehen, wo man ständig vertrieben wird.
Hin und wieder kamen Menschen auf mich zu, die wissen wollten, was ich an Tansania verbessern würde und in was ich gerne investieren wollen würde. Die Gespräche führten am Ende meistens dazu, dass die Leute mich fragten, ob ich nicht hier Geld anlege bzw. ein Geschäft eröffne und diese Leute dann dort beschäftige.
Mwanza
Tag 44 – 29.12.14
Tief und fest schlief ich im Travellers Inn, das sich in der Nähe vom Stendi Nyekenezi befand. Es war schön wieder mal in einem nicht beweglichen Bett zu schlafen. Doch leider wurde ich um 5 Uhr aus dem Bett gerissen. Der Typ von der Rezeption dachte, dass ich heute wieder gehen will, und wollte mich deshalb rechtzeitig wecken. Mir fiel nichts anderes ein als “I am sleeping, I am sleeping” zu schreien. So wurde ich in wieder los und konnte noch einige wenige Stunden ausschlafen.
Bismarck-Rock
Nach dem Aufstehen schlüpfte ich in mein zuvor in Dar gekauftes Kanzu. Es war so locker und luftig. Einfach nur bequem! In der Stadt angekommen erledigte ich zunächst paar Einkäufe. Anschließend drehte ich meine Runde in der Stadt und ging zum Ufer, um mir den Bismarck-Rock anzuschauen, der nach Otto von Bismarck benannt wurde. Ein prächtiges Stück Felsen am Ufer des Lake Victoria.
German Memorial House
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das German Memorial House, das sich über dem Marktplatz auf der Spitze eines Berges befindet. Der Weg dorthin war wirklich nicht einfach. Mitten im Markt muss man durch enge Gassen, um auf den richtigen Weg zu kommen. Am Haus angekommen, sah ich aus der Nähe wie heruntergekommen es war. Die heutigen Bewohner waren Drogenjunkies, die mir gegenüber sehr unangenehm waren. Mein Versuch in das Haus einzutreten scheiterte.
Die Verfolgung
Auf dem Weg zurück verfolgte mich plötzlich ein Fahrzeug mit drei Personen. Sie kamen näher und wollten wissen, wer ich bin, was ich hier mache usw. Mir war diese Fragerei etwas zu blöd und ich verabschiedete mich. Sie verfolgten mich weiterhin. Diesmal behaupteten sie, dass sie vom Immigration Office wären und meinen Ausweis gerne sehen würden. Ich sagte Ihnen ganz klar, dass ich das nicht glaube und Ihnen erst die Informationen geben werde, wenn sie mit mir auf die Polizeiwache kommen würden. Am Ende stellte sich heraus, dass sie mir doch die Wahrheit gesagt haben. Meine Papiere waren ok und ich durfte weiter.
Jesus oder Scheich
Aus irgendeinem Grund denken Afrikaner, dass ich Jesus bin oder ihm ähnlich sehe. Auch heute wurde ich diverse male darauf angesprochen. Hinzu kam heute eine neue Bezeichnung “Scheich”. BART + SCHLAPPEN + KANZU = JESUS oder SCHEICH
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