Ab in den Süden: Wanderung nach Nyanza
Nach der Wanderung nach Tambwe bzw Ruhango setzte ich meine Reise fort nach Nyanza. Ich war gespannt, was mich auf dieser Strecke erwartet.
Nyanza
Tag 14 – 29.11.14
Heute ist der Tag der Abreise, an dem ich Mugabo und Fils verlassen muss.
Frühstück
Nach dem Aufwachen sah ich, dass Mugabo schon auf dem Markt gewesen war und für das Frühstück Kartoffeln besorgt hatte. Er kochte uns eine Art Gemüseeintopf. Ein richtig fleißiger Typ!
Er meinte, dass ich für meine nächste Wanderung eine ordentliche Stärkung brauche. Er fand es lustig, dass ich unterwegs nur Bananen und kleine Teigwaren zu mir nahm. Wir frühstückten also gemeinsam mit Tee und Eintopf. Eine für mich recht ungewöhnliche Kombination.
Zuckerschock
Mir ist bei meinem Aufenthalt hier bei Mugabo aufgefallen, dass die Leute hier Unmengen an Zucker konsumieren. Fils und Mugabo brauchten für eine gewöhnliche Tasse Tee ganze drei Esslöffel Zucker! Erstaunlich, dass die keine Probleme mit den Zähnen hatten.
Einige Mädels aus der Nachbarschaft kamen zu Besuch, um mich zu sehen. Auch sie zeigten mir, wie man hier Zucker genüsslich konsumiert. Die eine nahm einen Esslöffel Zucker in die Hand und fing an daran zu schlecken. Die andere aß eine Banane und tunkte diese vorher in Zucker. Einfach nur krass!
Kamageris Felsen
Später, als ich so langsam los musste, meinte Mugabo, dass er mich bis Nyanza begleiten würde. Das lehnte ich ab und bot ihm an, mich einen Teil der Strecke bis zu den Kamageri – Felsen zu begleiten. Er machte sich sorgen, denn hier in der Gegend gab es viele Kriminelle, Alkoholiker oder Drogenjunkies, die mich hätten angreifen können. Hier läuft wirklich fast jeder mit einer Machete oder einem Säbel rum. Die Sorge konnte ich schon irgendwie nachvollziehen.
Der Kamageri – Felsen sollte während der Herrschaft von Mwami zur Folter verwendet werden. Die Person namens Kamageri und ein Kollege wurden vom Herrscher beauftragt, sich Foltermethoden auszudenken, um Straftäter zu bestrafen. Für die Folter sollte der Felsen tagelang mit Feuer erhitzt werden bis er glühte. Anschließend sollte der zu folternde Mensch darauf lebendig geröstet werden. Kamageri, der sich diese Folter ausgedacht hatte, wurde am Ende selber geröstet, weil Mwami niemandem in seinem Reich haben wollte, der so grausam sein konnte.
Als Mugabo und ich an diesem Felsen ankamen saßen hier schon paar Alkoholiker, die ziemlich nervig waren. In wenigen Sekunden verdoppelte sich die Anzahl der Gaffer, um uns herum. Ich kam mir vor wie ein Affe im Käfig. Echt nervig! Ich wusste aber, wie ich die Menschen vertreiben konnte. Viele Menschen glaubten hier daran, dass man mit einer Kamera die Seelen von Menschen einfangen kann. Ich brachte meine Kamera hervor und bevor ich den Auslöser drücken konnte sprangen die Gaffer aus meinem Blickfeld. So eine Kamera ist schon eine sehr mächtige Waffe!
Weiter nach Nyanza
Die restliche Strecke ohne Mugabo war relativ harmlos. An die vielen Mzungu-Rufe und die ständigen “Give me money” Sprüche hatte ich mich gewöhnt und konnte sie ganz gut ignorieren.
In Nyanza angekommen suchte ich zunächst nach einer privaten Bleibe wie in Ruhango. Ohne Erfolg! Anschließend direkt das Nyanza guest house, welches mittlerweile zu Super Galactic Motel umbenannt wurde.
Nach einigen Besorgungen auf dem Markt traf ich mich mit Amiry, der erstaunlich gut Englisch sprechen konnte. Er zeigte mir seine Gegend und erzählte mir wie ich am nächsten Tag zum Rukali Palace komme.
Tag 15 – 30.11.14
Rukali Palace
Direkt am Ortseingang gegenüber von Haji Enterprises nahm ich einen Bus bis zum Markt. Von dort war es nur ein Fußmarsch von etwa 20 Minuten bis zum Rukali bzw Kings Palace.
Es befinden sich zwei Paläste an diesem Ort. Der erste Palast, den ich betrat war der moderne, der mit westlichen Möbeln ausgestattet war. Ich interessierte mich eher für den alten, traditionellen Palast. Am Eingang empfingen der König und die Königin Gäste oder Nachrichtenübermittler. VIP Gäste wurden drinnen empfangen. Man betrat diesen Raum in die Hände klatschend und knieend und genauso verließ man den Raum wieder mit dem Rücken zur Tür. So drückte man seinen Respekt und seine Freude aus.
Innen gab es rechts und links je einen Warteraum für männliche und weibliche Gäste. In der Mitte der Hütte, gab es eine Feuerstelle in der Dung mit wohlriechenden Kräutern verbrannt wurde, um in der Hütte für gute Luft zu sorgen. In einem Teil der Hütte befindet sich das Schlafzimmer des Königs und fett Königin. Das bestand aus zwei Schichten. Die erste bestand aus Kuhhäutern und die darüber liegende Schicht aus pflanzlichen Fasern. Diese beiden Schichten wurden gewählt, weil sie jegliche Körperflüssigkeiten gut aufnehmen konnten.
Eine interessante Prozedur, die ich lustig fand ist, dass alle Gäste, die sich in den Warteräumen befanden rhythmisch in die Hände klatschten, um den Sex – Lärm des Königs zu übertönen. So konnte das Königspaar Spaß haben, ohne sich zu schämen. Sobald der König fertig war, konnte er nach der Reihe seine wartenden Gäste empfangen.
Mein Guide, die 26 jährige Umutoni, die bald ihr erstes Kind erwartete, war sehr ausführlich mit ihren Erklärungen. Sie fand mich als Besucher so nett, dass sie ihren Sohn Ferhat nennen wollte. Sie meinte, dass es diesen Namen hier nicht gibt und ihr die Bedeutung des Namens sehr gefallen würde. Was für eine Ehre! So habe ich noch zusätzlich erfahren, dass es meinen Nachnamen in Ruanda auch gibt. Hier würde ich statt Akgün Mucyo heißen.
Mensch Ferhat, sogar in Afrika verdrehst du den Frauen den Kopf 🙂
Haha, natürlich! Manchmal ist es wirklich schwer. Da will man sich nur nett unterhalten und schon erzählen dir einige was von Heiraten usw… Echt strange