Abschlussbericht meiner Afrikareise 2014/15
Die sieben Wochen durch Uganda, Ruanda und Tansania sind wie im Flug vergangen. Jeder Tag war ein neues Abenteuer. Jeden Morgen fragte ich mich, was diese fremde Kultur wohl heute für mich bereithält. Es gab Momente, die mich überforderten und mich an meine Grenzen brachten. Überwiegend verbrachte ich aber meine Tage mit viel Freude und Spaß.
Gesundheit
Wenn man lange Rucksack-Reisen plant, dann spielt die Gesundheit keine unwesentliche Rolle. Und wenn man sich, so wie ich es gemacht habe, für Afrika entscheidet, dann sollte man definitiv die notwendigsten Sachen dabei haben, um die einfachen Wehwehchen selber behandeln zu können. Man will ja nicht bei jeder Kleinigkeit in die nächste große Stadt zum Arzt rennen. Letztes Jahr war ich knapp zwei Wochen in Tansania. Etwa eine Woche davon war ich fast durchgehend krank und hatte nur Magen-Darm-Probleme. Zum Glück hatte ich damals genau wie diesmal eine Reiseapotheke mit den notwendigsten Medikamenten dabei.
Dieses Jahr war ich unglaubliche NULL Tage krank! Meine Betriebsärztin hat da wohl eine saubere Arbeit geleistet! Da ich alleine unterwegs war und mir es nicht leisten konnte eine Woche im Bett liegen zu bleiben, habe ich als Schutz gegen Malaria Atovaquon / Proguanil genommen. Wenn man sich den Beipackzettel des Medikaments zum ersten Mal anschaut, haut es einen richtig um. Übelkeit und Durchfall gehören dabei zu den harmlosen Nebenwirkungen. Jeder der die Prophylaxe über einen längeren Zeitraum nehmen musste hat sich sicherlich vorher über die mögliche Depression Gedanken gemacht. Zum Glück ist keine der vielen Nebenwirkungen aufgetreten bis auf eine einzige. Die wilden Träume!
Ich weiß gerade nicht, wie ich das in Worte fassen soll. Jede Nacht war fast wie ein Kinofilm, in dem ich die Hauptrolle spielte.
Alles, was ich sah und alles, was ich spürte war um einiges intensiver als in gewöhnlichen Träumen. Ich würde das Ganze nicht unbedingt als schlecht bezeichnen. Irgendwann war ich so besessen von diesen intensiven Träumen, dass ich mich sogar vor dem Einschlafen darauf gefreut habe.
Zum Schutz gegen die Schlafkrankheit hatte ich Permethrin dabei, das ich auf die Kleidung sprühen musste. Die Tsetse-Fliege, die eigentlich hätte da sein müssen, war nirgends zu sehen. Ich war wohl immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Permethrin kam aber trotzdem zum Einsatz. In jeder neuen Unterkunft sprühte ich damit das ganze Ungeziefer zu Tode, das sich auf und um meinem Bett befand.
Essen & Trinken
In allen drei Ländern neigt man dazu, sehr fettig und sehr süß zu essen. Mandazis zum Beispiel sind Teigbällchen, die in Fett gebraten werden. Chapatis und Rolex’ (nur in Uganda), die zwar schmackhafter sind, sind leider dafür mindestens genauso fettig. Wobei ich sagen muss, dass Rolex tausend Mal besser schmeckt als Chapati, weil es neben Teig und Fett auch noch Gemüse enthält.
Die Krönung der Teigwaren war für mich Sambusa. Sambusa gibt es in verschiedenen Variationen. Ich habe Sambusas mit Kartoffeln, Bohnen und Rinderhack ausprobiert. Meine Favoriten waren eindeutig die beiden vegetarischen Varianten.
Ugali (Mais-Pampe), Wali (Reis), Cassava (Maniok), Ndizi (Kochbananen) und Kartoffeln sind die Hauptbestandteile fast jeder Speise. Diese kombiniert man gerne mit Samaki (Fisch) oder Nyama (Fleisch). Vielfältigkeit und Variation kennt die ostafrikanische Küche leider nicht. Wenn man aber leidenschaftlich Fleisch isst, dann is(s)t man in Uganda genau richtig. Die Fleischqualität, egal ob vom Rind, von der Ziege oder vom Hähnchen, ist richtig gut. Sehr günstig und sehr schmackhaft! Hier wachsen die Tiere noch natürlich und werden nicht gemästet wie in Industrieländern. Die Natürlichkeit sieht man bei Hähnchen sehr deutlich, weil diese etwa ein Drittel weniger Fleisch haben und nicht so unnatürlich ausschauen.
Am meisten hat mir Salat gefehlt. Bedingt durch die türkische Esskultur ist für mich Salat eigentlich Pflicht und darf zu keiner Mahlzeit fehlen. Wenn man z.B. in Tansania Chipsi mit Saladi bestellt, bekommt man fast immer nur Pommes mit Zwiebeln. Wenn man Glück hat, sind auch noch Tomaten dabei. Hier muss man wirklich selber aktiv werden und sich die notwendigen Zutaten für einen vernünftigen Salat vom Markt besorgen. Mit etwas Glück kann man auf dem Markt sogar Gurken, Karotten und Salatköpfe finden. Je nachdem wo man sich befindet, muss man sich manchmal aber nur mit Tomaten und Zwiebeln zufriedengeben.
Kommen wir nun zur Trinkkultur in Ostafrika. Leidenschaftlich trinken die Menschen zu wirklich jeder Gelegenheit Soda. Fanta, Cola, Pepsi & Co zählen hier fast zu den Grundnahrungsmitteln. Selbst die kleinsten Babys bekommen von ihren Müttern diese zucker- und koffeinhaltigen Getränke nebst der Muttermilch. Auf meine Frage warum man ausgerechnet den kleinen Säuglingen so etwas antut kam meist nur ein Gesichtsausdruck der Unwissenheit zum Vorschein. Viele Eltern denken sich nichts dabei und wissen vielleicht auch nichts über die möglichen Folgen des Konsums.
Umweltverschmutzung
Ich muss ehrlich sein. Nicht alles war wirklich blumig in Ostafrika. Ich habe in meinen bisherigen Beiträgen überwiegend über die Sonnenseite der Länder berichtet.
Ostafrika hat leider ein Riesenproblem mit der Umweltverschmutzung. Das Hauptproblem ist, dass man zu jeder Gelegenheit zur Plastikflasche greifen muss. Egal ob Wasser, Soda oder Milch all diese Getränke werden nur in Plastikflaschen verkauft. In diesen Ländern existiert leider noch keine Abfallentsorgung, weshalb der ganze Plastikmüll nicht nur überall auf den Straßen rumliegt, sondern auch noch die Seen, Flüsse und die Küsten verunreinigt. Spitzenreiter, was die Verschmutzung angeht, ist das Land Tansania.
In einigen Städten wie Kampala oder Entebbe bemüht man sich das Bild der Stadt rein zu halten und das relativ erfolgreich. Das ist aber wirklich die Ausnahme. In vielen Gebieten, wo ich unterwegs war, herrschte das reinste Müllchaos. Ein Vorreiter in der Plastik(-tüten)-Bekämpfung ist das Land Ruanda. Dort ist selbst die Einfuhr von Plastiktüten verboten. Das ändert zwar nichts am Problem mit den Plastikflaschen, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Konfrontiert man die Menschen mit dieser Problematik, erhält man eine klare Antwort: Wohin mit dem Müll, wenn nicht auf die Straße? Leider gibt es nur zwei Optionen. Entweder man sammelt den Müll und verbrennt ihn in einer Grube oder man schmeißt ihn auf den Boden. Diese Fehler, die gerade in Afrika gemacht werden, haben wir selber bereits vor einer Ewigkeit gemacht. Deshalb stell ich mir die Frage: Sollten wir uns einmischen und diesen Ländern zeigen, dass es falsch ist, was sie da mit ihrer Umwelt anstellen? Oder sollten diese Länder die gleichen Fehler wie wir machen und selber aus ihren eigenen Fehlern lernen?
Armut
Das Thema Armut ist ein Thema, worüber man ganze Bücher schreiben könnte. Das habe ich hier nicht vor. Stattdessen will ich meine Beobachtungen in Kurzform schildern.
Ein einfacher Mensch ohne Ausbildung in einem dieser Länder verdient im Schnitt etwa 50 – 100$ im Monat, was nicht wirklich viel ist. Trotz Geldmangel konnte ich Sachen beobachten, die ich nicht verstehen konnte:
Man hat zwar kein Geld aber man …
- schafft es sich täglich Bier oder Konyagi zu kaufen
- bevorzugt auf kurzen Strecken Pikipikis anstatt zu Fuß zu gehen
- lässt Motoren von Pikipikis oder Bussen über einen längeren Zeitraum im Stand laufen. Wichtig: Die Spritpreise sind genauso hoch wie in Deutschland!
- denkt nicht daran Wasserhähne zu zudrehen, die ständig am laufen sind
- verwendet Unmengen an Kohle, um etwas aufzuwärmen, wo eigentlich die Hälfte an Kohle reichen würde
Eine Theorie, die dieses verschwenderische und nicht vorausschauende Verhalten erklären könnte, ist folgende: In diesen Ländern besteht kein Bedarf der Vorratshaltung. Alles, was die Natur hergibt, wächst zu jeder Zeit im Jahr. Unsere Eltern und sogar wir wurden anders erzogen, weil unsere Vorfahren gezwungen waren Vorräte anzulegen d.h. sie mussten vorausschauend planen. Ein Verzicht hätte im Winter zu Nahrungsmittelknappheit geführt, was wiederum zwangsläufig die Menschen zum Verhungern verdonnert hätte.
Diese Theorie ist meines Erachtens nicht akzeptabel. Ein erwachsener Mensch, unabhängig davon, auf welchem Fleck dieser Erde er lebt, der in der Lage ist logische Zusammenhänge zu verstehen, sollte auch in der Lage sein zu verstehen, dass z.B. Wasser Geld kostet und ein unnötiger Verbrauch dazu führt, dass das Portemonnaie unnötig belastet wird. Wo ist hier also die Schwierigkeit?
Fazit
Habe ich meine Reise bereut? Nein, das kann ich so nicht sagen. Es war zwar hin und wieder sehr schwierig aber das gehört nun Mal dazu. Vermutlich war das sogar meine bisher beste Urlaubsreise, die ich je gemacht habe. Ich habe dadurch eine neue Seite an mir entdeckt, die ich vorher nicht kannte. Das Backpacking hat mir so gut gefallen, dass ich diese Art von Urlaub in der Zukunft häufiger wiederholen werde. Neben dem Backpacking habe ich auch meine Vorliebe für den Kontinenten Afrika entdeckt.
Afrika ich freue mich schon auf das nächste Mal. Wo die nächste Reise hingehen wird, weiß ich zwar noch nicht aber bei einer Sache bin ich mir sicher. Die Reise wird … LEGENDÄR!
Hallo 🙂 ich bin zur Zeit in Mpanda und arbeite hier seit fast 4 Monaten als Freiwillige in einem Health Center! Ich bin über deinen Bericht von Laky Niyasa Auf Deinen Blog gestoßen 🙂 ich kann dir nach meinen fast 4 Monaten in allem zustimmen! Sehr schön zu sehen , dass es nicht nur mir so geht 😉 LG aus Mpanda, Anna
Hallo Anna-Leena,
danke für deinen Kommentar. Ich wünsche dir noch viel Spaß in der Gegend.
Falls du Fragen haben solltest, kannst du mich gerne kontaktieren.
LG,
Ferhat