Fort Portal – Das Zentrum des Königreichs Toro
Die Nase voll von der großen Stadt brauche ich etwas Flora und Fauna. Doch nicht immer verläuft alles nach Plan und man verliert kostbare Zeit.
Fort Portal
Tag 4 – 19.11.14
Amani aus der D.R. Kongo
Die ersten Kilometer Richtung Fort Portal gingen schleppend voran. Während der Fahrt lernte ich meinen Sitznachbarn Amani kennen, mit dem ich etwas Zeit vertreiben konnte. Er ist Geschäftsmann und pendelt zwischen Uganda und D.R. Kongo. Er kauft in Lira, Hoima oder Kampala in großen Mengen Bohnen ein, die er mit speziellen Transportern nach Kongo bringt. Er ist ein sehr sympathischer und gesprächiger Mensch. Leider war sein Englisch nicht so mächtig. So fragte er mich, ob ich Französisch spreche, um die Unterhaltung etwas zu beschleunigen. Zu meinem Glück sprach er Kiswahili, was natürlich nicht die Unterhaltung beschleunigte. So konnte ich das, was ich in den letzten Monaten nur in der Theorie von Büchern gelernt hatte endlich in die Praxis umsetzen. Der Anfang war sehr holprig! Doch irgendwann konnte ich tatsächlich eine vernünftige Unterhaltung mit ihm führen. Ein echt schönes Gefühl! Damit ich ihn verstehen konnte, musste er natürlich etwas langsamer sprechen. Ansonsten war nur mein begrenzter Wortschatz das größte Problem. So übten wir noch eine Weile Kiswahili, was den anderen Passagieren wohl auch sehr gefiel. Ich hörte immer wieder die Wörter Mzungu und Kiswahili gefolgt von Gelächter.
Nie wieder Kalita
In Mubende machte der Kalita-Bus seinen einzigen Zwischenstopp von ca. 5 min. Während dieser Pause hatte man die Möglichkeit vom Fenster des Busses was zu Essen zu kaufen. Im Angebot gab es Nkoko am Holzspieß, Chapati und Ziegen Brochette. Wir entschieden uns beide für Nkoko und frühstückten genüsslich. Mit 2500 UGX war das ein recht günstiges Essen.
Etwa 70 km vor Fort Portal passierte das, was nicht hätte passieren sollen. Der beschissene Bus hatte einen Schaden und musste mitten im Nirgendwo anhalten. Da standen wir nun in der Affenhitze ohne Wasser und ohne Essen. Die Uhr zeigte 11:30 Uhr und es wurde immer unerträglicher.
Uns fiel plötzlich auf, dass die ganze Crew verschwunden war. Keiner wusste so richtig was als nächstes passieren würde. Irgendwann kamen zwei Soldaten mit Gewehren vorbei. Diese wurden geschickt, um den Bus und den Fahrer zu beschützen. Es stellte sich heraus, dass sich die Crew verdrückt hatte aber der Fahrer noch da war und sich irgendwo im Busch versteckt hatte.
Mit jeder vergangenen Stunde wurden die Passagiere wütender und wütender. Die Kinder weinten und die Eltern waren genervt und erschöpft. Um die Kinder zu beruhigen holte ich einige Lollipops raus, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Et Voilà, die Kinder lächelten wieder.
Später ging die wütende Masse auf den mittlerweile wieder aufgetauchten Fahrer los. Keiner wurde zum Glück handgreiflich. Viele verlangten ihr Geld zurück, was absolut verständlich war. Ich bat den Fahrer, seinen Chef anzurufen um die Lage erneut zu schildern. Ich fand es unverantwortlich, dass hier so viele Menschen ohne Essen und Trinken in der prallen Sonne stundenlang stehen mussten. Einige Leute lachten daraufhin und sagten, dass man hier in Afrika so etwas nicht erwarten kann.
Gegen 15 Uhr kam ein Minibus vorbei, der 3 Leute für je 5000 UGX nach Fort Portal fahren wollte. Amani stand auf und wollte gehen. Ich entschied mich letztendlich auch dafür. Schade nur, dass die vielen anderen Menschen noch weiterhin eine unbekannte Zeit lang auf einen Ersatzbus warten mussten. Während der Fahrt im Matatu merkte ich, wie einige Frauen meine Haut berührten. Genau wie die Kinder in Entebbe waren die Frauen von meiner hellen Armbehaarung fasziniert. So langsam nervte es mich aber und ich drehte mich um und lächelte kurz. Daraufhin hörten sie damit auf. Was ein Lächeln alles bewirken kann. Ich denke mal, dass es in Europa vor einiger Zeit nicht anders war. Ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern, als ich zum ersten mal einen Afrikaner gesehen hatte und unbedingt seine anders ausschauenden Haare anfassen wollte. Deswegen kann ich den Leuten nicht böse sein. Nerven tut es aber trotzdem.
Endlich am Ziel angekommen, rannte ich in den ersten Supermarkt und stillte meinen Durst. Nun war der Hunger an der Reihe. Zum Glück traf ich Marc Anthony, der mir ein Restaurant zeigte. Da ich ihn recht höflich fand, lud ich ihn zum Essen ein. Matoke, Kasawa, Pumpkin, Reis und Ziegenfleisch brachten die erlösende Sättigung. Nach der Auswahl meiner Unterkunft fragte ich Marc, ob er mir nicht die Gegend zeigen möchte. Meine zuvor geplante Tour zum Lake Saka war nicht mehr wegen der späten Uhrzeit machbar. Wir schauten uns den Palast des 22 jährigen Königs von Toro an. Etwas heruntergekommen aber ganz ok!
Als nächstes zeigte er mir die Moscheen. Hier leben zwei Arten von Muslims. Diejenigen, die Muhammed als letzten Propheten akzeptieren und die sogenannte Gruppierung, die sich Aga Khan nennt. Diese sollen laut Marc primär aus Indien kommen. Beide Gruppierungen sind miteinander verfeindet. Vor der Aga Khan Moschee gibt es sogar extra Sicherheitskräfte, die darauf aufpassen, dass nur die eigenen Leute reinkommen.
Morgen werde ich meine erste Wanderung zum Lake Nkuruba starten. Dafür habe ich einige Früchte und Snacks besorgt. Den heutigen Tag hatte ich ganz anders geplant. Die Lektion des Tages : Nie wieder Kalita! Alle, denen ich diesen Vorfall im Nachhinein schilderte sagten mir sofort, dass Link die bessere Wahl gewesen wäre. Später ist man immer schlauer!
Ich bin hier: 1 18.052 S 29 56.342 O
Hey Ferhat,
wieso ist denn die Crew abgehauen? Sehr seltsam 😉
Die wussten sicherlich schon, dass die Leute sehr wütend werden. Wollten wohl den möglichen Schlägen entkommen.