Panama – Ein spürbarer Fortschritt
Nach der vorzeitigen Abreise aus Sapzurro, geht es über den berühmt berüchtigten Darién bis in die Hauptstadt Panamá City.
Die Nervosität steigt
Bevor ich Kolumbien verlassen konnte, musste ich früh am Morgen rüber nach Capurganá, um dort meinen Ausreisestempel zu holen. Pünktlich um kurz nach 7 Uhr war ich also in Capurganá. Die Migracion, die sich in der Nähe der Anlegestelle befindet, sollte um 8 Uhr seine Pforten aufmachen.
Natürlich verzögerte sich alles und ich erhielt meinen Ausreisestempel nicht sofort. Der Strom war nämlich ausgefallen. Ohne Strom keine Ausreise! Also musste ich hoffen, dass der Strom sich nicht zu sehr verspätet, denn um 11:50 Uhr sollte mein Flug aus Puerto Obaldía starten.
Um kurz vor 10 Uhr wurde ich so langsam nervös. In meinen Gedanken spielte ich alle möglichen Szenarien ab. Ohne Geld blieb mir nur die Reise zurück nach Turbo übrig. Kurze Zeit später kam der Strom und ich erhielt meinen Stempel. Jetzt aber los los los …
An der Anlegestelle wurde mir ein Märchen aufgetischt. Ursprünglich hat die Überfahrt wohl 30000 Peso pro Person gekostet. Seitdem Panama angeblich (ja, es sind immer die bösen Nachbarn) die Regeln verändert hat, darf ein Boot aus Kolumbien nur in eine Richtung befördern. Also keine Passagiere in Panama aufnehmen! Hinzu kommt, dass ein Boot nur mit mindestens drei Leuten an Board losfahren kann, was natürlich verständlich ist. Es muss sich ja auch lohnen.
Ich hatte wenig Lust, einen Streit anzufangen. Ich saß nun mal am kürzeren Hebel. Die Zeit spielte gegen mich. So biss ich in den sauren Apfel und zahlte am Ende das Sechsfache des regulären Preises. Nach etwa 30 Minuten kamen wir in Puerto Obaldía an.
Strenge Kontrollen am Puerto Obaldía
Sobald man in Puerto Obaldía ankommt, muss man durch den Militärstützpunkt, der sich direkt am Hafen befindet. Dort musste ich meinen Rucksack komplett entleeren. Ja, ich wurde nervöser. Nicht weil ich etwas Illegales dabei hatte, sondern weil die Zeit knapper und knapper wurde. Selbst mein Melkfett, das ich dabei hatte, wurde inspiziert. Panama versteht keinen Spaß, wenn es um Drogen geht.
Bueno! Alles wieder schnell in den Rucksack gestopft, musste ich zunächst die Hütte finden, in der mein Rucksack und ich gewogen werden mussten. Auf der Waage stand 81 kg. Verdammt, ich hab ordentlich abgenommen, dachte ich. Mein Rucksack dagegen hatte wohl etwas zugenommen. Das könnte teuer werden, war der erste Gedanke. Dann noch schnell den Einreisestempel holen und dann ratzfatz zum Flughafen, der zum Glück zu Fuß in 10 Minuten zu erreichen ist.
Am Flughafen angekommen, sah ich, dass ich am heutigen Tag der dritte Passagier war. So ganz verkehrt lag ich mit meiner ursprünglichen Vermutung nicht, dass die Flieger hier kaum ausgelastet sind. Warum ausgerechnet, mein ursprünglicher Flugtag so ausgebucht war, werde ich wohl nie erfahren. Nach der Bezahlung einer ominösen Steuer folgte eine erneute Durchsuchung.
Der Typ, der mich zuvor am Militärstützpunkt durchsucht hatte, war mittlerweile ebenfalls am Flughafen angekommen. Als ich aufgefordert wurde, verursachte ich klar zu machen, dass mich der Typ hier doch vorhin durchsucht hat. Warum also noch mal, fragte ich. Da das Personal / die Polizei kaum Englisch und ich kaum Spanisch sprechen konnten, folgte nach einigen Augenblicken ein erboster Schrei von außerhalb. Ein Polizist, der sich diese Verzögerung nicht mehr anschauen konnte, forderte mich auf, mein Gepäck zu öffnen. Ja, Herr Oberhampelmann, dachte ich und öffnete meinen Rucksack, der wieder gründlich durchsucht wurde. Auch die schmutzige Wäsche, die schon aus der Ferne ordentlich müffelte. Herrlich, gönn dir ne Nase lieber Polizist, dachte ich. 😉
Aus dem Augenwinkel sah ich draußen den Bootsführer, der mich aus Capurganá herbrachte. Ich ging raus, um mit ihm zu reden und ihn zu befragen, worauf er denn hier wartet. Die Antwort kannte ich natürlich schon. Er wartete auf ankommende Gäste, die nach Capurganá wollten. Die bittere Pille hatte ich bereits runter geschluckt. Ich wollte mich nicht erneut aufregen.
In Panama City
Der Flug über den Darién offenbart die schönsten Schätze der Natur. Leider nur von oberhalb. Ich konnte mich an einen Spruch erinnern, den ich zuvor in einem Reiseblog gelesen hatte. “Du kannst natürlich den Darién über den Landweg überqueren. Denn, wenn Du es überlebst, wirst Du Dein Leben lang was zu erzählen haben. Wenn Du es nicht überlebst, wurdest Du vermutlich von Guerilla-Kämpfern, von wilden Tieren oder von der Drogenmafia umgebracht.” Ich bin zwar etwas risikofreudig aber keinesfalls lebensmüde. Deshalb kann man zur Zeit die Schönheit des Darién nur von oben genießen.
Direkt nach der Landung folgte eine Kontrolle mit Drogenspürhunden. Anschließend eine Strafzahlung wegen Übergepäck. Da war ich also. Hola Panama!
Obwohl Kolumbien und Panama seit etwas mehr als 100 Jahren voneinander getrennt sind, merkt man einen gewaltigen Unterschied. Der Fortschritt in Panama ist an jeder Ecke zu spüren. Kolumbien liegt gefühlt 20 – 30 Jahre zurück. Die wirtschaftliche Stärke hat Panama dem Kanal zu verdanken und an zweiter Stelle den Banken bzw. den Investoren. Auch nach der Bekanntmachung der Panama Papers wird noch heute Geld gewaschen und das nicht unbedingt in geringen Mengen, sagte mir jedenfalls eine vertrauenswürdige Quelle.
Eine schöne Promenade umzäunt von gigantischen Hochhäusern. Teils Banken und teils Appartements. Viele dieser Wohnungen stehen einfach nur leer. Diese dienen angeblich teilweise der Geldwäscherei. Panama City ist dermaßen an die USA angepasst, dass man kaum lokale Restaurants findet. An vielen Ecken dominieren bekannte Fast Food Ketten aus den USA.
Für diejenigen, die von der Stadt die Nase voll haben, ist der nahe liegende Parque Natural Metropolitano eine wunderbare Möglichkeit abzuschalten und die Natur zu genießen.