Sapzurro – Der Traum, der zum Albtraum wurde
Bevor ich Kolumbien verlasse, will ich noch die Seele baumeln lassen. Sapzurro mit seinen Urwäldern soll die schönsten paradiesischen Strände haben und durch die Nähe zur Grenze ideal für einen letzten Stopp sein.
Doch kein Alemán?
Nachdem ich um circa 11 Uhr Cartagena verlassen hatte, kam ich um etwa 22 Uhr in Turbo an. Die Stadt selber war für mich so ziemlich uninteressant. Ich wollte hier nur eine Nacht verbringen, um am nächsten Morgen mit einem Boot rüber nach Capurgana zu kommen.
Dank eines Taxifahrers fand ich eine relativ günstige Bleibe. Nun ja, da war ich also im Hotel. Bis zur Eingangstür kam ich hoch und nicht weiter. Ein älterer Mann war durch die Gitter zu sehen, der zur Tür kam. Er machte mir klar, dass eine Nacht 20 $ kosten würde und ob ich damit einverstanden wäre. Zusätzlich wollte er noch wissen, was für ein Staatsmann ich bin, was mich zunächst verwunderte. So eine Frage stellt man normalerweise nicht, bevor man eine Tür aufmacht. Mein Taxifahrer und Google Übersetzer sei Dank, konnte ich ihm versichern, dass ich deutscher bin.
Nach gefühlten zehn Minuten wurde die Tür aufgemacht und ich konnte eintreten. Es folgte die typische Prozedur. Die Personalien wurden aufgenommen. Dabei wurde der Mann stutzig. In und auf meinem Pass würde nicht das Wort Alemán stehen. Todmüde nach einer elfstündigen Busfahrt und verschwitzt stand ich nun da und blickte ihn genervt an. Will der mich jetzt auf den Arm nehmen, fragte ich mich. Mit Händen und Füßen machte ich ihm klar, dass auf einem deutschen Pass das Wort Deutsch oder Deutschland steht und nicht Alemán.
Seine Blicke sagten alles. Er hatte mich nicht verstanden. Nach weiteren intensiven Fuchteleien mit den Händen durfte ich endlich bezahlen und in mein Zimmer. Geschafft! Mein Tipp: Geht in das nahe gelegene Hotel Acuario
Mitternacht-Snack des Grauens
Seit dem Frühstück in Cartagena hatte ich nichts Vernünftiges gegessen und der Magen knurrte. So konnte ich nicht einschlafen. Nach dem Duschen und einer kurzen Verschnaufpause ging ich wieder raus.
Zunächst schaute ich mir den nahe gelegenen Hafen an. Meiner Vermutung nach sollten die Boote nach Capurgana von hier ablegen. Um ganz sicher zu gehen spazierte ich in der Dunkelheit Richtung El Waffe. Ein aufmerksamer Mann sah vom Balkon aus, dass ich auf der Suche war und fragte mich, was ich denn suche. Den Puerto a Capurgana suche ich, deutete ich ihm mit gebrochenem Spanisch an. Dort drüben starten die Boote, sagte er mir und deutete auf El Waffe. Ich sollte am besten kurz vor 6 Uhr da sein. Perfekt, ich lag also mit meiner Vermutung richtig, dachte ich. Und mein Hotel war nur eine Straße weiter.
Als Nächstes wollte ich meinen Magen zufriedenstellen. Um die späte Uhrzeit gab es leider kein offenes Geschäft. An einer Straßenkreuzung sah ich eine kleine Versammlung um einen Stand. Als ich näher kam, sah ich eine alte Dame, die Empanadas verkaufte. Ich zögerte kurz, da alles etwas unhygienisch aussah, und entschied mich leider am Ende doch dafür, weil ich weit und breit keine andere Option hatte.
Diese falsche Entscheidung sollte ich am nächsten Morgen und die nächsten zwei Tage bereuen!
Es lief nichts nach Plan
Vertraue keiner einzelnen Aussage
Um 5:15 Uhr stand ich wieder auf. Die Nacht war ziemlich kurz und geschlafen hatte ich auch nicht so richtig. Schnell geduscht und den Rucksack gepackt verließ ich um 5:40 Uhr das Hotel. Am El Waffe angekommen sah ich einige Menschen. Diese sahen nicht aus, als ob sie gleich mit einem Boot weiterfahren wollen würden. Die Tore von El Waffe waren auch noch zu. Komisch, dachte ich. Ob es wohl eine Verspätung gibt, fragte ich mich. Glücklicherweise sah ich einen Mann, den ich fragte, wann denn die Tore aufgemacht werden.
Um es kurz zu halten, ich war doch nicht am richtigen Hafen. Ich sollte zum Muelle Turístico. Mit einem Moto, der glücklicherweise in der Nähe war, kam ich schnell am richtigen Hafen an. Dieser Fall zeigte einfach, dass man den Aussagen einer einzelnen Person nicht vertrauen sollte. Beinahe hätte ich in Turbo noch eine Nacht verbringen müssen.
Vorzeitige Abreise
Kränkelnd kam ich zunächst in Capurganá an. Der Wellengang war nichts für sensible Mägen und auch nicht für Leute, die durch schlechte Empanadas Magen-Darm-Probleme hatten. In Capurganá versorgte ich mich schnell mit einigen wenigen Nahrungsmitteln, die ich die nächsten Tage gebrauchen könnte.
Mit Wasser, Obst und Gemüse gewappnet ging ich wieder zurück zum Hafen. Rechtzeitig sprang ich auf ein Boot, um ein anderes fahrendes Boot auf mich aufmerksam zu machen, das gerade auf dem Weg nach Sapzurro war. Glück gehabt, da saß ich nun im richtigen Boot. Nach einer viertel Stunde kamen wir in Sapzurro an. Der junge Mann am Steuer konnte mir kein Wechselgeld geben und versicherte mir, dass er mir das Geld später in meine Unterkunft bringen könnte. Wissend, dass ich das Wechselgeld nie bekommen werde, stimmte ich zu. Man kann sich ja auch irren, dachte ich.
Die ersten beiden Tage verbrachte ich tatsächlich nur auf der Hängematte, weil es mir überhaupt nicht gut ging. Als es mir wieder besser ging, regnete es den ganzen Tag. Also wieder ein Tag im Eimer. Der vierte Tag verlief sonnig und ich konnte ihn voll und ganz genießen.
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Nach meiner Zeit in Sapzurro wollte ich mit einem Boot bis nach Puerto Obaldía, das in Panama liegt. Von dort wollte ich dann bis Panama City fliegen. Die Flüge zwischen Puerto Obaldía und Panama City fanden nur am Dienstag, Donnerstag und Samstag statt. Also hatte ich noch drei ganze Tage, dachte ich. Ich wollte nämlich bis Donnerstag in Sapzurro bleiben.
Ich hatte meinen Flug noch nicht gebucht, weil ich angenommen hatte, dass diese Inlandflüge bestimmt nicht voll ausgelastet sind. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter, als ich sah, dass der Flug am Donnerstag bereits voll war. Ich hatte nur zwei Optionen entweder noch länger bleiben und am Samstag fliegen oder verkürzen und schon am morgigen Dienstag fliegen. Verlängern kam nicht infrage, weil mein Geld dafür nicht ausgereicht hätte. Neues Geld konnte ich nur in Turbo holen und diese Strapazen wollte ich nicht erneut durchmachen. Kurzerhand buchte ich den Flug für den morgigen Tag und verließ das Paradies vorzeitig.
Wenigstens hatte ich es geschafft einen ganzen Tag die Sonne und das Meer zu genießen.
Adios Sapzurro, Adios Kolumbien!