Zwischenstopp in Kourou
Abreise aus Saint Georges
Valentine im Goldrausch
Meine Zeit in Saint Georges in der kleinen Stadt am Oyapock ging zur Neige. Auch Valentine, der Goldsucher packte seine Sachen, um nach Brasilien weiter zu ziehen. Valentine hatte vor mehr als 20 Jahren Frankreich den Rücken gekehrt und zog etappenweise durch die ganze Welt. Paar Jahre in Thailand, paar Jahre auf Madagaskar und aktuell Französisch Guayana. Seine bisherigen Gold-Fundstücke, brachten sicherlich paar hundert Euro. Stolz zeigte er mir diese und behauptete, dass er in der Nähe von Saul einen Riesen Brocken gefunden hatte, der sicherlich sehr viel Gold enthielt. Die Schatzkarte sei hier, sagte er und deutete dabei mit seinem Finger auf seinen Kopf. Da die illegale Suche sehr riskant war und in der Regenzeit fast unmöglich, wollte er nach Brasilien in die trockeneren Gegenden. Nach der Regenzeit wollte er zurückkommen und diesmal in die Indianergebiete vorrücken, die man normalerweise nicht ohne Erlaubnis betreten darf.
Bevor ich ging, verabschiedete ich mich von May, der Eigentümerin vom Oyamac. Sie war eine sehr nette und freundliche Dame, die aber keinen Spaß verstand, wenn es ums Geld ging. Laut Valentine kam sie vor einigen Jahren illegal aus China und blieb für einige Zeit im Suriname. Als sie die Liebe ihres Lebens gefunden hatte, zog sie mit ihrem Mann nach Französisch Guayana und eröffnete das Oyamac.
In Kourou
Village Amérindien
Da stand ich wieder im Regen und sprang in den ersten Minibus. Mein nächstes Ziel war Kourou. Um nach Kourou zu kommen, musste ich zunächst bis nach Cayenne fahren und anschließend weiter mit inoffiziellen Taxis. Für 10 € wurde ich also bis nach Kourou in das Village Amérindien gebracht. Dieser Stadtteil liegt direkt am Strand und wird, wie der Name es schon sagt überwiegend von Ureinwohnern bewohnt. Im Gegensatz zu den Wayapi aus Saint Georges leben diese Indianer schon lange nicht mehr im Urwald.
Sur la plage
Vom Stand selber sollte man nicht viel erwarten. Die vielen Glasscherben und die teilweise aus dem Boden herausragenden rostigen Rohre sollte man stets im Blickfeld behalten. Die vielen streunenden Hunde, die aasfressenden Geier und die eigenartig auf der Brust schwimmenden Fische machten den Strandaufenthalt irgendwie unterhaltsam. Kourou die Stadt, die wie eine große Wohnsiedlung auf mich wirkte, bot als einzige sehenswerte Attraktion den Weltraumbahnhof der ESA an, der leider bedingt durch die Feiertage geschlossen war. Meinen Besuch der ESA musste ich also auf einen späteren Zeitpunkt verlegen.
Chez Taliko
Das Chez Taliko war eine relativ kleine und sehr einfache Unterkunft. Die direkte Strandlage und die Tatsache, dass es nur 10 € pro Nacht kostete, machte es für mich sehr attraktiv. Obwohl über die Eigentümer des Chez Taliko einige negative Bewertungen zu lesen waren, fand ich es akzeptabel. Sie waren mir nur ein Tick zu sehr zurückgezogen und stark auf den Fernseher fixiert.
Die Weihnachtsbeleuchtung des Chez Taliko glich der einer Techno-Party. Die vielen Lichter hätten bei der hohen Frequenz glatt einen Anfall auslösen können. Erst nach meiner Bitte, diese doch über die Nacht ausgeschaltet zu lassen, wurden diese ausgemacht. Da waren noch die fetten Boxen, die einige jugendliche auf die Straße gestellt hatten. Mit voller Lautstärke wurde gefeiert und gesoffen. Trotz Ohrstöpsel war es nicht möglich einzuschlafen.
Mir blieb nichts anderes übrig als die Polizei anzurufen. Mit der üblichen Nummer 110 kam ich nicht weiter. Die Polizei war hier über die Nummer 17 erreichbar. Der Herr am anderen Ende der Leitung sprach nur kreolisch und französisch. Meine Schilderung im feinsten Schulfranzösisch mit einigen dazwischengeschobenen englischen Begriffen hatte tatsächlich funktioniert. Nach einer halben Stunde um ca. 3 Uhr war endlich Ruhe! Später erfuhr ich, dass es hier üblich sei, dass man an Weihnachten mit sehr lauter Musik die ganze Nacht durchfeiert. Man bin ich froh, dass wir in Deutschland für alles eine Regelung haben. Auch für die Ruhezeiten.