Am Lake Tanganyika
Von Kigoma aus geht die Reise nun weiter in den Süden. Mein nächstes Ziel ist das Dorf Kipili am Tanganyikasee. Manchmal passieren unerwartete Sachen im Leben. Wer hätte gedacht, dass ich in Tansania in einem lokalen Film mitspielen werde. Ob ich wohl von der Schauspielerei in Tansania leben könnte?
Namanyere
Tag 26 – 11.12.14
Um 5:30 Uhr kam mein Pikipiki, der mich pünktlich nach Gungu zum Busbahnhof brachte. Hier musste ich mich erst mal zurechtfinden. Wo war bloß der Bus? Und wo erhalte ich ein Ticket für die Fahrt? Denn das Büro war noch geschlossen. Schnell wurde mir klar, dass es nicht einfach werden würde. Neben mir waren noch 10 bis 15 weitere Leute da, die ein Ticket ergattern wollten.
Die Dame, die die letzten Tickets verteilte, war so nett und bat mich direkt in den Bus einzusteigen. Ich sollte mich auf die Plattform neben der Gangschaltung setzen. Mal was anderes … Bei einer Vollbremsung wäre ich wenigstens der Erste, der aus dem Bus fliegen würde.
Etwas später bekam ich doch noch einen Sitzplatz, weil ein Passagier nicht da war. Glück gehabt! Nach knapp 8 Stunden, um etwa 14 Uhr, kamen wir in Mpanda an.
Direkt nebenan stand schon der nächste Bus nach Sumbawanga, der an Namanyere vorbeifuhr. Das war perfekt, denn ich wollte so schnell wie möglich nach Kipili. Zuerst brauchte ich meinen Rucksack aus dem alten Bus und dann etwas Geld. Denn im Dorf würde ich sicherlich keine Bank finden können. Also brauchte ich dringend einen Pikipiki, der mich so schnell wie möglich zur CRDB Bank brachte, bevor der Bus nach Namanyere losfuhr. Der Gauner wollte für die 500m 2000 TZS, die ich ihm geben musste, weil ich es nun mal eilig hatte. Als ich von der Bank zurückkam, warteten immer noch alle Passagiere auf ihr Gepäck. Die Koffer und Rucksäcke aus dem alten Bus wurden im Schneckentempo rausgeholt. Afrikaner haben es nie eilig. Sie arbeiten seeeeeehr chillig. Das wurde mir schon öfters gesagt.
Nach Erhalt meines Tickets änderte sich plötzlich meine Abfahrt auf 16 Uhr. Eigentlich wollte ich schon gerne den 14 Uhr Bus nehmen, der noch vor meiner Nase stand. Ich hatte mich nicht umsonst beeilt. Also musste ich mit einer Handvoll Menschen streiten, um doch noch den 14 Uhr Bus nehmen zu können.
Manchmal bin ich echt ein streitsüchtiger Mensch aber so langsam verliere ich die Lust daran. Nach knapp 5 Stunden kam ich in Namanyere an, von wo ich nach Kipili weiterfahren wollte. Leider gab es keine Minibusse mehr. Ich hatte zwei Optionen. Hier übernachten und morgen nach Kipili fahren oder mit dem Bodaboda für unglaubliche 25000 TZS direkt nach Kipili fahren. Als ich das Angebot vom Bodaboda Fahrer hörte stieg mir die ganze Wut in den Kopf. Juha, mein erstes Schimpfwort auf Kiswahili entwisch plötzlich meinem Munde. Er verstand und machte sich vom Acker.
Ich blieb also in Namanyere und schaute mich mit einem hilfsbereiten Bewohner um. Das dritte Guest House “Stendi” für 5000 TZS war genau richtig.
Anschließend bedankte ich mich für die Hilfe und lud ihn auf eine Cola ein. Zu dem Zeitpunkt wurde vor unseren Augen ein Film gedreht, der den Namen “Go and return” trug. Ich wurde nach dem Dreh der Szene gefragt, ob ich nicht Lust hätte eine Nebenrolle zu spielen. Wir tauschten unsere Nummern aus. Ich war gespannt was dabei rauskommen würde. Erst musste ich aber nach Kipili.
Kipili
Tag 27 – 12.12.14
Die schmerzhafteste Minibus – Fahrt sollte heute stattfinden. Als ich gegen 9 Uhr ein Ticket haben wollte, war natürlich kein Sitzplatz mehr verfügbar. Also musste ich mich zwischen die erste Reihe und die Fahrerkabine quetschen.
Ich spürte während der gesamten Fahrt, wie sich meine Hüftknochen ins Fleisch bohrten. So fühlte es sich jedenfalls an. Nach etwa 3,5 Stunden kamen wir in Katongolo an, von wo ich mit einem Bodaboda weiterfahren musste.
Die Unterkunft Saint Benedict, die von Bruder Robert geführt wird, war für mich ideal. Für 10000 TZS pro Nacht kann man sich nicht beklagen, wenn man die Lage berücksichtigt.
Eine sehr saubere und gut ausgestattete Unterkunft, die ich jedem empfehlen würde. Die interessanten und tiefsinnigen Gespräche mit Bruder Robert gab es kostenlos dazu.
Ein 26 Jahre junger Mann namens Lazaro, dem ich im Dorf begegnete, lud mich zum Essen ein. Wir aßen gemeinsam mit seiner Frau Ugali, Samaki und Njuu wa samaki. Natürlich so, wie es sich gehört. Auf dem Boden und mit den Fingern. Anschließend spielten wir Karten und ich lernte nebenbei etwas Kiswahili.
Hier in Kipili gibt es nur zu bestimmten Zeiten Solarstrom und somit keine überflüssige Lichtverschmutzung. Der Sternenhimmel lässt sich so perfekt betrachten. Im Himmel die Sterne, die Sternschnuppen und am Boden die leuchtenden Glühwürmchen. Ein richtig spektakuläres Lichtspiel der Natur. Leider darf man sich abends nicht zu nah am See aufhalten, weil um die Uhrzeit die großen Krokodile gerne mal vorbeischauen. Es ist keine Seltenheit, dass hier Menschen tödlich verletzt werden oder Tiere über Nacht einfach verschwinden.
Namanyere
Tag 28 – 13.12.14
Irgendwie hatte ich mich verschätzt und mir ist aufgefallen, dass ich nicht genug Zeit für Kipili eingeplant habe. Jetzt musste ich noch zusätzlich Zeit für den Film in Namanyere finden. Ich musste also einige Tage, die ich für Lake Kinyasa (Lake Malawi) eingeplant hatte, opfern.
Bevor ich Kipili verließ, besuchte ich Lazaro auf der Arbeit in der Lakeshore Lodge, um mich zu verabschieden. Gemeinsam schauten wir uns noch die alte Kirche und das Dock an. Leider waren weit und breit keine einzigen Flusspferde zu sehen, die sich normalerweise hier in der Gegend aufhielten.
Um 14 Uhr fuhr ich nach Katongolo, um dort mit dem Minibus nach Namanyere zu fahren. Zu meinem bedauern fuhr der letzte Minibus nicht mehr, weil es nicht genug Passagiere gab. Also musste ich per Anhalter fahren. Nach etwa 2 Stunden kam ein Lkw, der nach Namanyere fuhr.
In Namanyere angekommen traf ich mich direkt mit der Filmcrew. Vor dem ersten Dreh, der direkt heute stattfinden sollte, gingen wir erst mal was essen. Während des Essens besprachen wir den Inhalt des Films und die Szenen, in denen ich spielen sollte. Ich muss zugeben, ich war sehr aufgeregt. Zum Glück musste ich mich nicht komplett an das Drehbuch halten. Ich durfte improvisieren. Meine Rolle: Mr Ferhat ein Professor von der Cambridge University.
Der erste Dreh war erstaunlicherweise einfach. Ich machte jedenfalls nicht so viele Fehler, wie meine Filmpartnerin. Nach dem Dreh bereitete ich mich auf die 5 weiteren Szenen vor. Ich hatte Blut geleckt und freute mich schon wie ein Kind auf den morgigen Drehtag. Meinen ersten Film werde ich definitiv nie vergessen!
Tag 29 – 14.12.14
Heute waren die nächsten Szenen dran, für die wir nur einen Tag Zeit hatten. Nach einigen wenigen Wiederholungen waren auch diese Szenen im Kasten. Als Andenken erhielt ich die ungeschnittenen Szenen auf DVD.
Nun hieß es hoffen, hoffen und nochmal hoffen, dass ich morgen bis Kyela komme. Das würde wieder ein Tagestrip werden.
Den restlichen Abend verbrachte ich mit den lieben Menschen hier vom Stendi Guest House.
Ich bin hier: 9 29.792 S 34 1.355 O