Toliara, Fianarantsoa, Ranomafana und zurück nach Tana
In so einem Taxi-Brousse lernt man die interessantesten Menschen kennen. So machte ich Bekanntschaft mit Santos, der zum Gastgeber, Guide und Freund wurde.
Toliara
Tag 8 .. 10 – 08.11.16 .. 10.11.16
Seeehr lange Anreise
Madagaskar hat mir wieder deutlich gemacht, dass man in Afrika gewisse Sachen nicht zu weit im Voraus planen kann. Ursprünglich hatte ich nämlich vor, entweder via Taxi-Brousse oder per Anhalter (mit diversen Lkws) von Morondava entlang der Küste nach Toliara zu fahren. So kam es, wie es kommen musste. Die Strecke entlang der Küste war durch starke Regenfälle unbefahrbar geworden. Mir blieb nichts anderes übrig als nach Toliara über das Hochland zu fahren. So dauerte es ganze 30 Stunden in einem Sprinter, bis ich in Toliara ankam.
Toliara nur ein Zwischenstopp
In gewissen Ortschaften sollte man seine kostbare Zeit nicht unnötigerweise verschwenden. Dazu gehört auch Toliara. Neben den vielen lauten “Pousse”-Rufen, die einem irgendwann auf die Nerven gehen, findet man viele Frauen mit Kindern auf den Bürgersteigen. Diese arbeiten möglicherweise für die Stadt, da sie sich um die Reinigung und die Pflege der Grünanlagen der Stadt gekümmert haben.
Genauso gehören kleine, etwa sechsjährige Kinder ins Stadtbild, die auf den Bürgersteigen Kohle verkaufen. So einen kleinen Knirps habe ich getroffen. Man stelle sich ihn vor. Zerrissene, dreckige Lumpen am Leib. Das Gesicht und die Hände mit Kohle verschmiert. Die laufende Rotze aus der Nase bildet einen Oberlippenbart. Weit und breit kein Erwachsener. Wenn nun dieser Junge dich beim Vorbeilaufen anschaut und anlächelt, zerbricht der Anblick einem das Herz. Für uns wäre so etwas unmöglich. Hier jedoch muss wohl auch der Kleinste anpacken, um über die Runden zu kommen. Diesen Kindern wird dadurch möglicherweise ein großer Teil ihrer Kindheit genommen. Wenigstens ihr unschuldiges Lächeln, wenigstens das kann ihnen keiner nehmen.
Schnorcheln bei Ifaty & Mangily
Um nach Ifaty oder Mangily zu kommen, muss man zuerst wissen, dass es in der Stadt zwei Haltestellen gibt, von wo Fahrzeuge abfahren. Und nur eine Haltestelle bedient diese Strecke Ifaty / Mangily. Ich stand dummerweise an der falschen Haltestelle und fragte in die Runde wie ich denn nach Ifaty komme. Aus allen Richtungen kamen sofort Antworten von hilfsbereiten Menschen. Ich hatte glücklicherweise am Tag zuvor einen Typen befragt. Sein Angebot kam mir zwar etwas zu hoch vor aber verglichen mit den utopischen Preisen der anderen, war dieser noch im Rahmen. So ging ich also erneut zu dieser Person und fragte erneut. Er meinte, dass das hier nicht die richtige Haltestelle ist. Anstatt langer Erklärungsversuche setzte er sich und mich in einen Pousse. Wir fuhren zu der richtigen Haltestelle, die paar Minuten außerhalb liegt. Unterwegs gab es Smalltalk und Befragungen zu meiner Weiterreise. Da der junge Mann nett zu sein schien, versicherte ich ihm, dass ich meine Weiterfahrt nach Fianarantsoa bei ihm buchen werde.
Kurz vor der Ankunft sagte er mir, dass ich dem Pousse-Fahrer 5000 Ariary und ihm 10000 Ariary geben soll. Er wollte sich um die Bezahlung meiner Fahrt nach Ifaty kümmern. Wollte er etwa aus Nettigkeit einen noch besseren Preis erzwingen, als es normalerweise üblich ist, dachte ich mir. Das Ganze war schon etwas komisch. Trotzdem vertraute ich ihm und setzte mich in das wartende Buschtaxi. Die komische Situation nagte in den nächsten Minuten noch etwas an mir. Ich konnte es nicht sein lassen und befragte den Fahrer, der in dem Moment neben mir saß. Seine Antwort: “3000 Ariary” war wie ein Schlag ins Gesicht. Im Rückspiegel sah ich den verdammten Betrüger und rief ihn zu mir. “I want my money back”, sagte ich zu ihm. Er merkte, dass ich den Fahrer befragt hatte. Anstatt mit mir zu reden, versteckte er seine Schmach hinter seiner Sonnenbrille und beschimpfte den ehrlichen Fahrer. Ich nahm das Geld und bedankte mich beim Fahrer. Und die teurere Fahrt nach Fianarantsoa konnte er sich mit dieser Aktion in die Haare schmieren.
Es ist ja nicht so, dass es nur solche Gauner gibt. Es gibt auch ehrliche Menschen, die dir ohne zu zögern direkt den angemessenen Preis nennen. In solchen Fällen zahle ich freiwillig etwas mehr. Ehrlichkeit muss belohnt werden!
Das Schnorcheln selbst bei Ifaty / Mangily war akzeptabel aber nichts Weltbewegendes. Die einigen wenigen Fische und Korallen, die man zu Gesicht bekommt, sind es trotzdem allemal Wert. Und bei etwa 17000 Ariary kann man sich wirklich nicht beschweren.
Fianarantsoa
Tag 11 .. 13 – 11.11.16 .. 13.11.16
Im Dorf
Auf der Fahrt nach Toliara habe ich Santos kennengelernt. Ein junger Student aus Morondava, der in Fianarantsoa Informatik und Jura studiert. Er bat mich, auf dem Rückweg aus Toliara nach Fianarantsoa zu kommen. Warum nicht, dachte ich mir. So beschloss ich, einige Tage bei ihm zu verbringen und mit ihm zusammen den Nationalpark Ranomafana zu besuchen.
Meine Zeit im Dorf (Vorort?) war sehr amüsant. Ich habe die Menschen aus der Umgebung kennen und lieben gelernt. Es war schön zu sehen, dass das Leben hier wie in manch anderen Gegenden in Afrika anders ist. Der Stadtmensch in Deutschland würde morgens zuerst die Kaffeemaschine anschmeißen. Hier wurde morgens erst Wasser vom Brunnen geholt, Reis gekocht, und wenn man Milchkonzentrat hatte, gab es auch noch eine zuckerhaltige, milchige Flüssigkeit dazu. Mittags und abends gab es erneut Reis. Wenn man es sich leisten konnte, holte man sich Fleisch vom Metzger. Gekühlt wurde hier nichts. Das Fleisch stand in der prallen Sonne, ummantelt mit einigen Dutzend Fliegen und wartete auf den hungrigen Käufer. Augen zu und durch! Sonst kann man hier nicht überleben.
Nationalpark Ranomafana
Der erste Aufbruch zum Nationalpark endete abrupt nach der Ankunft. Ich hatte einfach nicht genug Geld bei mir. Die bisherigen üblichen Preise wurden seit dem 1. November für Ausländer um ganze 1100% angehoben. Am Ende waren es um die 120000 Ariary. Nicht unbedingt viel!
So fuhren wir wieder zurück nach Fianarantsoa, um Geld zu besorgen. Santos fragte mich mehrfach, ob ich mir denn sicher bin, so viel Geld auszugeben. Wenn man überlegt, was hier so verdient wird, kann man verstehen, warum mir die Frage so oft gestellt wurde.
Antananarivo
Tag 14 .. 15 – 14.11.16 .. 15.11.16
Abschied von Eva & Eva
Die beiden katalanischen Evas hatte ich zuvor in Morondava kennengelernt. Die eine ist eine Postbotin, die andere eine Studentin. Da wir uns sehr gut verstanden hatten und ich sowieso auf dem Rückweg in Richtung Norden war, wollte ich die beiden an ihrem letzten Tag auf Madagaskar nicht alleine lassen.
Ich bin hier: 13 23.941 S 48 12.448 O
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