Morondava: Aufbruch gen Süden
Der Aufenthalt in Tana war wie erwartet unspektakulär. Verglichen mit Dar oder Kampala war Tana eher wie eine zahme Hauskatze. Genug von der Hauptstadt – meine nächsten Ziele Antsirabe und Morondava im Süden warten schon auf mich.
Tana / Antsirabe
Tag 3 .. 4 – 03.11.16 .. 04.11.16
Zum Taxi-Brousse
Am Tag zuvor informierte ich mich über die Möglichkeiten einer Weiterreise nach Antsirabe. Klar, mir wurden sofort Privatbusse genannt. Gewundert habe ich mich nicht, denn die meisten Reisenden, die überwiegend aus Frankreich kommen, sind einfache Pauschalreisende. Mir ist die Reise mit dem Buschtaxi viel lieber. So lernt man Land und Leute viel besser kennen.
Fasan’ny Karana ist eine von zwei Taxi-Brousse-Haltestellen der Stadt. Dort angekommen traf ich eine Horde Männer. Mit einer hörbaren Begeisterung standen diese wie bei einem Fußballspiel im Kreis. Sie grölten, jaulten und fieberten, was das Zeug hält. Ich befand mich mitten in einem Hahnenkampf.
Der Hahnenkampf
Zugegeben, ich hatte zuvor noch keinen einzigen Hahnenkampf gesehen und war etwas erschrocken, wie brutal und blutig so ein Kampf doch sein kann. Die Tiere wurden von außen angestachelt und pickten sich im Laufe des Kampfes gegenseitig den gesamten Kopf blutig. Der Kopf der Tiere wurde während des Kampfes regelmäßig mit Wasser befeuchtet. Hin und wieder gab es Wasserspritzer auf die Füße. Zu stark blutende Wunden wurden mit der Zunge abgeleckt.
Die Abfahrtzeit eines Buschtaxis ist abhängig davon, wie schnell der Wagen voll wird. So dauerte es locker drei Stunden, bis wir Tana hinter uns lassen konnten.
Auf dem Hochland nach Antsirabe
Auf dem Weg nach Antsirabe sieht man sehr deutlich, wie sich die Landwirtschaft an den Anbau von Reis spezialisiert hat. Reis-Becken, so weit das Auge reicht. Neben dem landwirtschaftlichen Anbau sieht man viele Felder, die für die Herstellung von Lehmziegeln genutzt werden. Die tägliche Ziegel-Produktion wird zum Trocknen am Straßenrand gelagert, was auf Dauer sehr monoton wirkt und die Gegend langweilig wirken lässt.
Antsirabe liegt etwa 1500 m über dem Meeresspiegel und hat dementsprechend eine abwechslungsreiche überwiegend feuchte Witterung. Während meiner Ankunft waren Regenschauer und Hagelkörner angesagt. Der Regen war so stark, dass wir sogar aus dem Buschtaxi nicht raus konnten.
Sehenswürdigkeiten in Antsirabe
Viel gibt es zu Antsirabe nicht zu sagen. Die Höhepunkte der kleinen verschlafenen Stadt sind zum einen die größte Brauerei des Landes und zum anderen die Thermalquelle. Die Thermalquelle ist leider keine naturbelassene wie in Cyangugu, was ich sehr schade finde. Um die Quelle herum wurden hier zwei Gebäude errichtet, die das Thermalwasser in zwei Schwimmbädern den Gästen bereitstellen. Die Anlage hat seine besten Jahre bereits hinter sich gelassen. Eine Runderneuerung wäre sicherlich nicht verkehrt.
Die sogenannten Pousse-Pousse fahren die Straßen von Antsirabe hoch und runter. Ob jung oder alt. Hier sieht man Fahrer aus jeder Altersgruppe. Da die Fahrer barfuß die Masse hinter sich herziehen müssen, ist eine dicke Hornhaut unter den Füßen sicherlich nicht verkehrt. Meinen Respekt haben sie!
Die abenteuerliche Fahrt nach Morondava
Auch wenn einem gesagt wird, dass man sich pünktlich um 17 Uhr an die Haltestelle begeben soll, heißt es nicht, dass es dann auch in Kürze losgeht. So kann es nun mal sehr lange dauern, bis alle Güter verladen wurden und alle Passagiere eingetroffen sind. Um 19 Uhr war es dann so weit. Nach Einbruch der Dunkelheit machten wir uns auf den Weg.
Alle zwei bis drei Kilometer wurden wir von der Polizei angehalten. Die typischen Bakschisch-Kontrollen, um das Einkommen etwas aufzuhübschen. So offensichtlich wie in Tansania läuft es jedenfalls nicht ab. Hier werden die Scheine in Fahrzeugpapieren versteckt und anschließend dem Beamten in die Hand gedrückt. Damit der Fahrer am Ende des Tages noch etwas übrig hat, muss er zusätzliche Einnahmen durch zusätzliche Fahrgäste einkalkulieren.
Ein unerwünschter Fahrgast
Die gesamte Fahrt über fuhren wir mit mehreren Buschtaxis zusammen in einem Konvoi. Dies diente zum Schutz aller, denn Teile der gesamten Strecke sind wohl voller Banden, die auf einzelne Fahrzeuge warten. Kurz nach Betafo wurden wir ein weiteres Mal angehalten. Diese Kontrolle dauerte deutlich länger als die bisherigen. Man wird natürlich neugierig und fragt sich, was denn so lange dauern kann. Ob der Fahrer sich möglicherweise weigert, utopische Beträge abzudrücken? So spekulierten wir fast eine Stunde, als plötzlich die Militärpolizei aus allen Richtungen heranrückte.
“Fuck! Was ist denn jetzt los?”, dachte ich in dem Moment. Alle Fahrgäste mussten die Fahrzeuge verlassen. Die Polizisten kontrollierten jeden Einzelnen. Sie gingen von Fahrzeug zu Fahrzeug. Auf meine Frage in die Runde was denn hier los sei, konnte mir keiner eine Antwort geben. Urplötzlich waren im hinteren Bereich Laute zu hören, die eindeutig von mehreren Männern kamen. Wenige Augenblicke später kamen Polizisten mit einem Gefangenen an uns vorbei. Der Mann blieb in Gewahrsam und wir durften weiter. Man fragt sich natürlich, was der Mann wohl verbrochen hat. Die ganze Aktion war nämlich Hollywoodreif. Zu einem späteren Zeitpunkt sickerte die Information endlich durch. Der festgenommene Mann war ein bekannter Waffenhändler, der schon seit Langem gesucht wurde. Da wird einem schon etwas mulmig.
(K)ein Weg führt nach Morondava
Kurz nach Mitternacht kam es dann noch dicker. Die einzige befahrbare Straße Richtung Morondava wurde durch einen Fluss weggespült. Eine etwa 10 m breite Schlucht hinderte uns an der Weiterfahrt. “Wahnsinn! Was ist das bloß für eine ereignisreiche Fahrt?”, dachte ich mir. Es war auf die Schnelle nichts zu machen. Wir saßen fest und eine Rückreise wäre die einzige Option gewesen. Rund 20 Buschtaxis und diverse LKWs warteten auf unsere Seite und mindestens genauso viele auf der anderen.
Teils im Freien und teils im Bus wartete ich nun ab. Weit und breit war nichts zu sehen. Die einzige sinnvolle Beschäftigung war die Betrachtung des Sternenhimmels. Auf dem Asphalt liegend ist der Blick in die Tiefen des Alls, vor allem in so einer dunklen Ecke sehr beeindruckend. Bis 8 Uhr morgens konnte eine provisorische Straße aufgeschüttet und geplättet werden. Die ursprünglich mit 12 Stunden geplante Fahrt verlängerte sich nun auf etwa 21 Stunden.
Morondava
Tag 5 .. 7 – 05.11.16 .. 07.11.16
Sonne und Strand bis zum Abwinken
Müde stemmte ich meinen Rucksack und machte mich in der unerträglichen Hitze auf den Weg und suchte meine Unterkunft in Morondava. Mir wurde das Jean Rasta empfohlen, das sich unmittelbar in der Nähe des Strandes befindet. Begrüßt wurde ich von einem netten Rasta-Mann namens Freddy. Er zeigte mir meine kleine Hütte, die ich sofort beziehen konnte.
Im Laufe des Tages lernte ich zwei temperamentvolle katalonische Evas kennen, die ebenfalls eine Backpacking-Tour machten. Nach einer kleinen Erkundungsrunde und diversen kleinen Snacks in den zahlreichen Hotelys verbrachte ich den restlichen Abend mit den Mädels. Zwei Hippiefrauen mit vielen Piercings, Tattoos und jede Menge Feuer. Was will ein Mann denn mehr? Hätte nicht gedacht, dass katalonische Frauen so beeindruckend sein können. Irgendwann muss ich wohl einen Abstecher nach Katalonien machen.
Morondava hat einen kleinen Markt, den ich zum Essen häufig besucht habe. Denn nur dort findet man eine gute aber relativ einfache einheimische Küche. Sonst gibt es leider nicht viel. Die meisten Besucher nutzen die Gegend für einen ruhigen Strandaufenthalt, genau wie ich.
Ich bin hier: 20 17.575 S 44 16.343 O